Da dacht auch alle Tage,
Brunhild die Königin:
»Wie trägt nur Frau Kriemhild,
so übermütigen Sinn!
Nun ist doch unser Eigen,
Siegfried ihr Mann:
Der hat uns nun schon lange,
wenig Dienste getan.«
Das trug sie im Herzen,
in großer Heimlichkeit;
Daß sie ihr fremde blieben,
das war der Frauen leid.
Daß man ihr nicht zinste,
von des Fürsten Land,
Woher das wohl käme,
das hätte sie gern erkannt.
Sie versucht' es bei dem König,
ob es nicht geschehn,
Möchte, daß sie Krimhild,
noch sollte wiedersehn.
Sie vertraut' ihm heimlich,
worauf ihr sann der Mut;
Da dauchte den König,
der Frauen Rede nicht gut.
»Wie könnten wir sie bringen,«
sprach der König hehr,
»Her zu diesem Lande?
das fügt sich nimmermehr.
Sie wohnen uns zu ferne:
ich darf sie nicht drum bitten.«
Da gab ihm Brunhild Antwort,
mit gar hochfärtgen Sitten:
»Und wäre noch so mächtig,
eines Königs Mann,
Was ihm sein Herr gebietet,
das muß doch sein getan.«
Lächeln mußte Gunther ihrer Rede da:
Er nahm es nicht als Dienst an,
wenn er Siegfrieden sah.
Sie sprach: »Lieber Herre,
bei der Liebe mein,
Hilf mir, daß Siegfried und die Schwester dein.
Zu diesem Lande kommen,
und wir sie hier ersehn:
So könnte mir auf Erden,
nimmer lieber geschehn.
Deiner Schwester Güte,
ihr wohlerzogner Mut,
Wenn ich daran gedenke,
wie wohl mirs immer tut,
Wie wir beisammen saßen,
als ich dir ward vermählt!
Sie hat sich mit Ehren,
den kühnen Siegfried erwählt.«
Da bat sie ihn so lange,
bis der König sprach:
»Nun wißt, daß ich Gäste,
nicht lieber sehen mag.
Ihr mögt mich leicht erbitten:
ich will die Boten mein,
Zu ihnen beiden senden,
daß sie kommen an den Rhein.«
Da sprach die Königstochter:
»So sollt ihr mir sagen,
Wann ihr sie wollt besenden,
oder zu welchen Tagen,
Die lieben Freunde sollen,
kommen in dies Land.
Die ihr dahin wollt senden,
die macht zuvor mir bekannt.«
»Das will ich,«
sprach der König:
»dreißig aus meinem Lehn,
Laß ich zu ihnen reiten.«
Die hieß er vor sich gehn:
Durch sie entbot er Märe,
in Siegfriedens Land.
Da beschenkte sie Frau Brunhild,
mit manchem reichen Gewand.
Der König sprach:
»Ihr Recken, sollt von mir sagen,
Und nichts von dem verschweigen,
was ich euch aufgetragen,
Siegfried dem starken,
und der Schwester mein,
Ihnen dürf auf Erden,
nimmer jemand holder sein.
Und bittet, daß sie beide,
uns kommen an den Rhein:
Dafür will ich und Brunhild,
ihnen stets gewogen sein.
Vor dieser Sonnenwende,
soll er hier manchen sehn,
er und seine Mannen,
die ihm Ehre lassen geschehn.
Vermeldet auch dem König Siegmund,
die Dienste mein,
Daß ich und meine Freunde,
ihm stets gewogen sei'n;
Und bittet meine Schwester,
daß sie's nicht unterläßt,
Und zu den Freunden reitet:
nie ziemt' ihr so ein Freudenfest.«
Brunhild und Ute,
und was man Frauen fand,
Die entboten ihre Dienste,
in Siegfriedens Land,
Den minniglichen Frauen,
und manchem kühnen Mann.
Nach Wunsch des Königs hoben,
sich bald die Boten hindann.
Sie standen reisefertig;
ihr Roß und ihr Gewand,
War ihnen angekommen:
da räumten sie das Land.
Sie eilten zu dem Ziele,
dahin sie wollten fahren.
Der König hieß die Boten,
durch Geleite wohl bewahren.
Sie kamen in drei Wochen,
geritten in das Land,
Zu Nibelungens Feste,
wohin man sie gesandt.
In der Mark zu Norweg,
fanden sie den Degen:
Roß und Leute waren,
müde von den langen Wegen.
Siegfried und Kriemhilden,
ward eilends hinterbracht,
Daß Ritter kommen wären,
die trügen solche Tracht,
Wie bei den Burgunden,
man trug der Sitte nach.
Sie sprang von einem Bette,
darauf die Ruhende lag.
Zu einem Fenster ließ sie,
eins ihrer Mägdlein gehn:
Die sah den kühnen Gere,
auf dem Hofe stehn,
Ihn und die Gefährten,
die man dahin gesandt.
Ihr Herzeleid zu stillen,
wie liebe Kunde sie fand!
Sie sprach zu dem Könige:
»Seht ihr, wie sie stehn,
Die mit dem starken Gere,
auf dem Hofe gehn,
Die uns mein Bruder Gunther,
nieder schickt den Rhein?«
Da sprach der starke Siegfried:
»Die sollen uns willkommen sein.«
All ihr Ingesinde,
lief hin, wo man sie sah.
Jeder an seinem Teile,
gütlich sprach er da,
Das Beste, was er konnte,
zu den Boten hehr.
Ihres Kommens freute,
der König Siegmund sich sehr.
Herbergen ließ man Geren,
und die ihm untertan,
Und ihrer Rosse warten.
Die Boten brachte man,
Dahin, wo Herr Siegfried,
bei Kriemhilden saß.
Sie sahn den Boten gerne,
sicherlich ohne allen Haß.
Der Wirt mit seinem Weibe,
erhob sich gleich zur Hand.
Wohl ward empfangen Gere,
aus Burgundenland,
Mit seinen Fahrtgenossen,
in König Gunthers Lehn.
Den Markgrafen Gere,
bat man nicht länger zu stehn.
»Erlaubt uns die Botschaft,
eh wir uns setzen gehn;
Uns wegemüde Gäste,
laßt uns so lange stehn,
So melden wir die Märe,
die euch zu wissen tut,
Gunther mit Brunhilden:
es geht ihnen beiden gut;
Und was euch Frau Ute,
eure Mutter, her entbot,
Geiselher der junge,
und auch Herr Gernot,
Und eure nächsten Freunde:
die haben uns gesandt,
Und entbieten euch viel Dienste,
aus der Burgunden Land.«
»Lohn ihnen Gott,«
sprach Siegfried;
»ich versah zu ihnen wohl,
Mich aller Lieb und Treue,
wie man zu Freunden soll.
So tut auch ihre Schwester;
ihr sollt uns ferner sagen,
Ob unsre lieben Freunde,
hohen Mut daheim noch tragen.
Hat ihnen, seit wir schieden,
jemand ein Leid getan,
Meiner Fraue Brüdern?
Das saget mir an.
Ich wollt es ihnen immer,
mit Treue helfen tragen,
Bis ihre Widersacher,
meine Dienste müßten beklagen.«
Zur Antwort gab der Markgraf,
Gere, ein Ritter gut:
»Sie sind in allen Züchten,
mit Freuden wohlgemut.
Sie laden euch zum Rheine,
zu einer Lustbarkeit;
Sie sähn euch gar gerne,
daß ihr des außer Zweifel seid.
Sie bitten meine Fraue,
auch mit euch zu kommen.
Wenn nun der Winter,
ein Ende hat genommen,
Vor dieser Sonnenwende,
da möchten sie euch sehn.«
Da sprach der starke Siegfried:
»Das könnte schwerlich geschehn.«
Da sprach wieder Gere,
von Burgundenland:
»Eure Mutter Ute,
hat euch sehr gemahnt,
Mit Gernot und Geiselher,
ihr sollt es nicht versagen.
Daß ihr so ferne wohnet,
hör ich sie täglich beklagen.
Brunhild meine Herrin,
und ihre Mägdelein,
Freuen sich der Kunde,
und könnt es jemals sein,
Daß sie euch wiedersähen,
ihnen schüf es hohen Mut.«
Da dauchten diese Mären,
die schöne Kriemhilde gut.
Gere war ihr Vetter:
der Wirt ihn sitzen hieß;
Den Gästen hieß er schenken,
nicht länger man das ließ.
Da kam dazu auch Siegmund:
als der die Boten sah,
Freundlich sprach der König,
zu den Burgundern da:
»Willkommen uns, ihr Recken,
in König Gunthers Lehn.
Da sich Kriemhilden,
zum Weibe hat ersehn,
Mein Sohn Siegfried,
man sollt euch öfter schaun,
In diesem Lande, dürften wir,
bei euch auf Freundschaft vertraun.«
Sie sprachen: Wenn er wolle,
sie würden gerne kommen.
Ihnen ward mit Freuden,
die Müdigkeit benommen.
Man hieß die Boten sitzen;
Speise man ihnen trug:
Deren schuf da Siegfried,
den lieben Gästen genug.
Sie mußten da verweilen,
volle neun Tage.
Darob erhuben endlich,
die schnellen Ritter Klage,
Daß sie nicht wieder reiten,
durften in ihr Land.
Da hatt auch König Siegfried,
zu seinen Freunden gesandt:
Er fragte, was sie rieten?
er solle nach dem Rhein:
»Es ließ mich entbieten,
Gunther der Schwager mein,
Er und seine Brüder,
zu einer Lustbarkeit:
Ich möcht ihm gerne kommen,
liegt gleich sein Land mir so weit.
Sie bitten Kriemhilden,
mit mir zu ziehn.
Nun ratet, lieben Freunde,
wie kommen wir dahin?
Und sollt ich heerfahrten,
durch dreißig Herren Land,
Gern dienstbereit erwiese,
sich ihnen Siegfriedens Hand.«
Da sprachen seine Recken:
»Steht euch zur Fahrt der Mut,
Nach dem Hofgelage:
wir raten was ihr tut:
Ihr sollt mit tausend Recken,
reiten an den Rhein:
So mögt ihr wohl mit Ehren,
bei den Burgunden sein.«
Da sprach von Niederlanden,
der König Siegmund:
»Wollt ihr zum Hofgelage,
was tut ihr mirs nicht kund?
Ich will mit euch reiten,
wenn ihrs zufrieden seid:
Hundert Degen führ ich,
damit mehr ich eur Geleit.«
»Wollt ihr mit uns reiten,
lieber Vater mein,«
Sprach der kühne Siegfried,
»des will ich fröhlich sein.
Binnen zwölf Tagen,
räum ich unser Land.«
Die sie begleiten sollten,
denen gab man Roß und Gewand.
Als dem edeln König zur Reise stand der Mut,
Da ließ man wieder reiten,
die schnellen Degen gut.
Seiner Frauen Brüdern,
entbot er an den Rhein,
Daß er gerne wolle bei ihrem Hofgelage sein.
Siegfried und Kriemhild,
so hörten wir sagen,
Beschenkten so die Boten,
es mochten es nicht tragen,
Die Pferde nach der Heimat:
er war ein reicher Mann.
Ihre starken Säumer,
trieb man zur Reise fröhlich an.
Da schuf dem Volke Kleider,
Siegfried und Siegemund.
Eckewart der Markgraf,
ließ da gleich zur Stund,
Frauenkleider suchen,
die besten, die man fand,
Und irgend mocht erwerben,
in Siegfriedens ganzem Land.
Die Sättel und Schilde,
man da bereiten ließ.
Den Rittern und den Frauen,
die er sich folgen hieß,
Gab man, was sie wollten;
nichts gebrach daran.
Er brachte seinen Freunden,
manchen herrlichen Mann.
Nun wandten sich die Boten,
zurück und eilten sehr.
Da kam zu den Burgunden,
Gere, der Degen hehr,
Und wurde schön empfangen;
sie schwangen sich zu Tal,
Von Rossen und von Mähren,
dort vor König Gunthers Saal.
Die Jungen und die Alten,
kamen, wie man tut,
Und fragten nach der Märe.
Da sprach der Ritter gut:
»Wenn ichs dem König sage,
wird es auch euch bekannt.«
Er ging mit den Gesellen,
dahin, wo er Gunthern fand.
Der König vor Freude von dem Sessel sprang;
Daß sie so bald gekommen,
sagt' ihnen Dank
Brunhild die schöne.
Zu den Boten sprach er da:
»Wie gehabt sich Siegfried,
von dem mir Liebe viel geschah?«
Da sprach der kühne Gere:
»Er ward vor Freuden rot,
Er und eure Schwester.
So holde Mär entbot,
Seinen Freunden nimmer,
noch zuvor ein Mann,
Als auch der edle Siegfried,
und sein Vater hat getan.«
Da sprach zum Markgrafen,
des reichen Königs Weib:
»Nun sagt mir, kommt uns Kriemhild?
Hat noch ihr schöner Leib,
Die hohe Zier behalten,
deren sie mochte pflegen?«
Er sprach:
»Sie kommen beide;
mit ihnen mancher kühne Degen.«
Ute ließ die Boten,
alsbald vor sich gehn.
Da wars an ihrem Fragen,
leichtlich zu verstehn,
Was sie zu wissen wünsche:
»War Kriemhild noch wohlauf?«
Er gab Bescheid, sie käm auch,
nach kurzer Tage Verlauf.
Da blieb auch nicht verhohlen,
am Hof der Botensold,
Den ihnen Siegfried schenkte,
die Kleider und das Gold:
Die ließ man alle schauen,
in der drei Fürsten Lehn.
Da mußten sie ihm Ehre,
wohl für Milde zugestehn.
»Er mag,« sprach da Hagen,
»mit vollen Händen geben:
Er könnt es nicht verschwenden,
und sollt er ewig leben.
Den Hort der Nibelungen,
beschließt des Königs Hand:
Hei! daß der jemals käme,
her in der Burgunden Land!«
Da freuten sich die Degen,
am Hof im voraus,
Daß sie kommen sollten.
Beflissen überaus,
Sah man spät und frühe,
die in der Könge Lehn.
Welch herrlich Gestühle,
ließ man vor der Burg erstehn!
Hunold der kühne,
und Sindold der Degen,
Hatten wenig Muße:
des Amtes mußte pflegen,
Truchseß auch und Schenke,
und richten manche Bank;
Auch Ortwein war behilflich;
des sagt' ihnen Gunther Dank.
Rumold der Küchenmeister,
wie herrscht' er in der Zeit,
Ob seinen Untertanen,
gar manchem Kessel weit,
Häfen und Pfannen;
hei! was man deren fand!
Denen ward da Kost bereitet,
die da kamen in das Land.
Der Frauen Arbeiten,
waren auch nicht klein:
Sie bereiteten die Kleider,
darauf manch edler Stein,
Des Strahlen ferne glänzten,
gewirkt war in das Gold.
Wenn sie die anlegten,
ward ihnen männiglich hold.
|
|
|
|